Auf einen Kaffee mit Gwendolin

Foto: Café Helmholtz
Wir treffen uns in einem Café in Ehrenfeld. Gwendolin und die Kellnerin begrüßen sich wie alte Bekannte. „An den Aufführungstagen war ich hier jeden Tag zum Frühstück. Ich hatte immer Besuch da, aber keine Lust irgendeinen Aufwand zu machen, also sind wir immer hier hin“, erklärt Gwendolin.
Sie macht einen erstaunlich entspannten Eindruck, als wäre der Stress der letzten Wochen schon Monate her. Als ich sie frage, wie es um ihr Stresslevel bestellt ist, lacht sie: „Ich hab doch eigentlich gar nichts gemacht!“ Wahrscheinlich gucke ich verdutzt, sodass sie ernst ergänzt, dass sie natürlich wahnsinnig viel gemacht habe, wahnsinnig viel. Was sie wohl meint, ist, dass DIESE LIEBE rein gar nichts mit klassischer Regiearbeit zu tun hatte. Gwendolins Arbeit bestand aus zahlreichen Facetten, die selten etwas mit traditionellen Regieanweisungen zu tun hatten.
Wo viel entsteht, muss auch viel aufgeräumt werden. Die Arbeit ist noch lange nicht vorbei, vermute ich. Ich frage Gwendolin, ob sie gar nicht viel mit Nachbereitung zu tun hättte.
„Och, es geht. Natürlich muss ich noch einen Abschlussbericht an die Aktion Mensch schreiben, aber das will ich schnell abhaken. Und da im KAT 18 der normale Betrieb weiterlaufen musste, war klar, dass direkt am Tag nach der Derniere alle Spuren beseitigt werden müssen.“
Alle Spuren! Luftballons! Konfetti! Technik! Utensilien auf der Empore! Kostüme! Uff!
Wir kommen darauf zu sprechen, was von der anfänglichen DIESE-LIEBE-Konzeptidee übriggeblieben ist. „Gar nix!“, gibt Gwendolin zu, „Am Anfang haben wir Ideen reingebracht, aber letztendlich haben dann doch alle Künstler ihre eigene Sache gemacht und ihren ganz eigenen Ansatz entwickelt. Ich hoffe aber doch, dass man als Publikum merken konnte, dass sich über alles Liebe gelegt hat. Wie ein roter Faden oben drüber. Man muss die Liebe echt suchen, aber sie ist da!“
Was auf alle Fälle zu spüren war: Alle Beteiligten waren mit Liebe und Herzblut dabei, fast als seien sie in DIESE LIEBE verliebt, mindestens aber verknallt.
Vor ein paar Tagen gab es nochmal ein kleines Treffen in der Kaffeebar im KAT 18. Souleymane wollte Gwendolin und Maike zum Kaffee einladen.
„Oar nää, die wieder!“, begrüßt Gui Gwendolin auf seine liebevoll genervte Art mit seiner Wegwerf-Bewegung. Er kann aber nicht verbergen, dass er sich freut, sie wiederzusehen und gesellt sich ein bisschen dazu.
Nico ist nicht so der Emotionale in der ganzen Abschieds-Wiedersehens-Sache. Mit Hanna möchte er in Kontakt bleiben, das haben die zwei schon abgemacht. Als Hanna sich von ihm verabschieden will, klingt das eher so wie nach einem gemeinsamen Unterstellen an einer Bushaltestelle bei einem kleinen Regenschauer. „Jo, tschüss dann!“ So klingt ein Abschied nach zwei Monaten intensiver Filmarbeit? Offenbar ist das für Nico kein ernstzunehmender Abschied, da sie schließlich in Kontakt bleiben. Was ist schon die Strecke Köln – Ludwigsburg...
Horst freut sich richtig. Es scheint, als gehöre für ihn das Team von DIESE LIEBE jetzt auch zum KAT18-Inventar. „Kommst du morgen?“, fragt er Gwendolin. Als sie das verneint, fragt Horst immer weiter nach, wann sie denn nochmal kommt. Als könnte er es nicht fassen, dass es das jetzt war. „Kommst du denn an meinem Geburtstag?“ Der ist im August. Gwendolin guckt, was sich machen lässt. Ist ja nicht so, als wäre ihr nach DIESE LIEBE plötzlich langweilig. Ende Mai geht es schon wieder weiter mit Suitable Establishment mit Will und Theresa in der studiobühne.
Und wie geht es weiter mit projek zukumpf und dem KAT 18 und sommerblut?
„Als ich das KAT 18 kennengelernt habe, wusste ich, das will ich mal bespielen, hier will ich Theater machen. Das hab ich gemacht. Und das war gut. Es war auch ein bisschen Wahnsinn, weil es so groß ist und wir wirklich auf drei Ebenen gespielt haben, aber das war gut. Für das nächste Projekt stelle ich mir allerdings vor, einen kleineren Spielort zu haben. Nach wie vor interessieren mich die Leute, mit denen wir jetzt gearbeitet haben. Da kann ich mir viel vorstellen. Ach, zu sommerblut... sommerblut ist einfach eine gute Sache, weil es ein tolles Festival ist, das sich auf unser künstlerisches Experiment eingelassen hat. Ziemlich gut. Und projek zukumpf… Na, für dieses Jahr sind da erst mal alle Anträge bei der Stadt abgelehnt worden, also gucken wir, was 2017 so geht. Ich habe so einige Bilder im Kopf… Nix Konkretes. Aber nur so zum Beispiel: Daniel und Paul, die Super-DJs von der Premierenfeier, die haben echt geile Sachen aufgelegt. Das Bild: Eine leere Theaterbühne, ein DJ-Pult, zwei Djs. Nur so ein Bild.“
Ein schönes Bild. Projek zukumpf Arbeitet ja gern mit Bildern. Und bei DIESE LIEBE sogar sehr viel mit Leuten, die gerne Bilder malen. Ich bin gespannt, was für Bilder beim nächsten Projekt aus welchen Disziplinen entstehen. Bis dahin: Seid mal verliebt!