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Seid mal verliebt!


Bei DIESE LIEBE entstehen zwar viele kleine Einzelperformances, aber sie gehören alle zusammen, das ist ganz klar. Wie Kloßbrühe, hier kocht keiner sein eigenes Süppchen. Und so wird eine kleine Performance entwickelt, bei der tatsächlich auch fast alle beteiligten KünstlerInnen zusammen auf der Bühne stehen.

Das ist fast richtig. Eigentlich steht selten irgendjemand. Stehenbleiben scheint von niemandem hier so das Ding zu sein. Selbst wenn gerade Pause ist, läuft Souleymane durch die Gegend, Nicole klopft an die Wand, Maike singt das Lied, Julia und ich ich wippen mit den Köpfen.

Im Moment geht Theresa ganz vorne und führt die Menschenschlage an. Irgendwann ist gar nicht mehr so klar, wer vorne steht, es gibt keinen Anfang oder Ende in diesem Tanz. Für mich sieht das aus wie ein einziges Organ, das die gleichen Impulse pumpt. Vielleicht das Herz? Zumindest fühlt sich diese Performance sehr herzstückmäßig an.

Ich sehe verschiedene Bewegungen, die ganz unterschiedliche Leute mit Liebe verbinden. Entstanden sind diese Bewegungen vor vielen Wochen bei der allerersten Theaterprobe. Alle KünstlerInnen und Projektbeteiligte schreiten hintereinander im Takt, oder nicht im Takt, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist Augenkontakt und die gleiche Bewegungsabfolge. "Uh, ich will aber nicht nach vorn, ich kann mir so schlecht Sachen merken!", meint Shan Li. Das findet Buket komisch, denn als Tänzerin muss sich Shan Li doch ständig komplizierte Bewegungen in der richtigen Reihenfolge merken.

Es fliegen Luftküsschen durch den Raum. Jeder gibt sich eine innige Umarmung, aber es geht direkt weiter, Arme in die Seiten gestemmt. Da ist ein fast schon verzweifeltes Haareraufen. Ein unmissverständlicher Fingerzeig trifft mich direkt: "Du bist gemeint, dir gilt meine Liebe!", oder auch - und das mit sehr rauchiger, tiefer Hilde-Stimme: "Sei mal verliebt!"

Oh, das bin ich. Und ich wette mit euch, ihr werdet es auch sein.

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